
Für uns (Nutzerinnen von Rollstühlen) ist es IMMER so:
- Wir können unsere Freunde und Verwandten nicht besuchen. Die meisten Wohnungen sind nicht barrierefrei.
- Wir können nie mit mehr als zwei bis drei Personen im Bus oder in der Bahn fahren, weil es nicht mehr Rollstuhlplätze gibt (auch im ICE!).
- Wir können in viele Gastronomiebetriebe nicht hineinkommen; wenn wir dort auch noch eine Toilette benutzen wollen, gibt es kaum Lokale, die für uns geeignet sind.
- Bahnreisen müssen wir mindestens einen Tag vorher anmelden, damit uns in den Zug geholfen wird. Spontane Fahrten (z.B. bei Glatteis) entfallen.
- Wir können an vielen Veranstaltungen nicht teilnehmen, weil sie in nicht barrierefreien Räumlichkeiten stattfinden.
- Wir können nicht spontan oder mit Last-Minute-Angeboten in Urlaub fahren, weil barrierefreie Hotels immer noch die große Ausnahme sind.
- Wir gehen nicht einfach zum Arzt, sondern telefonieren erstmal mit der Praxis, ob wir überhaupt dorthin kommen KÖNNEN.(Bei einer Erhebung der Zugänglichkeit von Arztpraxen in Kiel im Jahre 2005 war nur jede 2. Praxis mit dem Rollstuhl erreichbar; Psychologenpraxen waren zu 95% nicht erreichbar. Dies bezog sich nur auf die Zugänglichkeit; Details wie Toiletten oder höhenverstellbare Untersuchungsstühle oder –liegen wurden nicht berücksichtigt).
Die Liste ließe sich fortsetzen. Wenn Sie also von den Einschränkungen durch die Corona- Maßnahmen genervt sind, bringt es Sie vielleicht dazu, unsere Situation besser zu verstehen. Es macht uns keinen Spaß, immer zu meckern, aber wir wollen unsere Rechte und müssen immer wieder darum kämpfen!
Vielleicht unterstützen Sie uns ja in Zukunft dabei. Das würde uns freuen!
Maren Nitschke-Frank, Gerda Behrends
(Initiative Autonom Leben Schleswig-Holstein)
Schreibe einen Kommentar